Heute ist Reformationsfest, ein Tag, der einen* gerade in unseren Zeiten wieder sehr nachdenklich machen kann. Man fragt sich, warum aus Luthers Tat Folgen entstehen mußten, die genau das Gegenteil von dem waren, was er wollte, und die ihm selbst seine letzten Lebensjahre verdüstert haben und ihm manchmal sogar sein Lebenswerk fraglich werden ließen. Er wollte eine echte Einheit der Kirche und des Abendlandes, d.h. der christlichen Völker, und die Folge war der Zerfall der Kirche und Europas; er wollte die “Freiheit des Christenmenschen” und die Folge war Gleichgültigkeit und Verwilderung; er wollte die Aufrichtung einer echten weltlichen Gesellschaftsordnung ohne klerikale Bevormundung und das Ergebnis war die Aufruh schon in Bauernkrieg und bald danach die allmähliche Auflösung aller** echten Bindungen und Ordnungen des Lebens.
*einen accusative; einen nachdenklich machen make one thoughtful
**aller echten Bindungen und Ordnungen (genitive pl: “of all genuine bonds and rules”)
das Abendland the West
die Auflösung dissolving, disintegration
die Aufrichtung establishment
der Aufruhr revolt
der Bauernkrieg peasant war
die Bevormundung treating like a child (transl: interference or control)
die Bindung bond, relationship
das Ergebnis result, outcome
die Folge result, consequence
das Gegenteil opposite
die Gesellschaftsordnung social order
die Gleichgültigkeit indifference
das Lebensjahr (-e pl) years of life
das Lebenswerk life’s work
die Tat deed, action
die Verwilderung running wild
das Volk/Völker people, nation
der Zerfall disintegration, decay
d.h. das heißt that is called (equiv of “i.e.”, id est, that is)
entstehen result, arise
lassen/ließ let, allow
verdüstern darken, make gloomy
bald almost
danach afterward, accordingly
echt genuine
genau exact(ly)
gerade straight, directly, especially
manchmal sometimes
nachdenklich thoughtful
weltlich secular