Wir versuchen es jetzt, das Ereignis evangelischer Theologie zu umschreiben …
- Sich als den einen wahren Gott von den anderen zu unterscheiden und auszuzeichnen, kann immer nur seine Tat sein, die als solche von keiner menschlichen Wissenschaft—auch nicht von einer gerade ihm zugewendeten Theologie—nachvollzogen werden kann. … Sie kann ihr Recht nur davon erwaten, dass Gott sie ins Recht setz. Sie kann nur ihm, nicht sich selbst, die Ehre geben. Evangelische Theologie ist, eben von ihrem Gegenstand dazu bestimmt, bescheidene Wissenschaft.
- Evangelische theologie arbeitet mit drei untergeordneten Voraussetzungen, nämlich (a) allgemein mit dem Ereignis der menschlichen Existenz in ihrer unauflöslichen Dialektik, die sie mit der Selbstkundgebung Gottes im Evangelium konfrontiert sieht, (b) im Besonderen: mit dem Glauben von solchen Menschen, denen es gegeben ist und die dazu willig und bereit sind, diese Selbstkundgebung Gottes als auch und als gerade für sie geschehen zu anerkennen, zu erkennen und sich zu ihr zu bekennen, (c) allgemein und besonders: mit der Vernunft, d.h. mit dem Wahrnehmungs-, Urteils- und Sprach-vermögen aller und so auch der glaubenden Menschen … Das heisst nun aber nicht, dass es ihr geboten oder auch nur erlaubt wäre, an Stelle Gottes die menschliche Existenz oder den Glauben oder des Menschen geistiges Vermögen (auch wenn zu diesem auch ein besonderes religiöses Vermögen—ein “Religiöses Aprior”—gehören sollte) zu ihrem Gegenstand und Thema zu machen…
- Der Gegenstand evengelischer Theologie ist Gott in der Geschichte seiner Taten. In ihr gibt er sich selbst kund. In ihr ist er aber auch der, der er ist. . . Er, der Gott des Evangeliums, ist also weder ein Ding, eine Sache, ein Objekt, noch eine Idee, ein Prinzip, eine Wahrheit oder eine Summe von vielen Wahrheiten…
- Der Gott des Evangeliums ist kein einsamer, sich selbst genügender und in sich selbst verschlossener, kein “absoluter (zu deutsch: kein von Allem, was nicht er selbst ist, gelöster) Gott. Er ist aber auch nicht der Gefangene seiner Majestät, nicht daran gebunden, nur eben der oder das “ganz Andere” zu sein. Der Gott Schleiermachers kann sich nicht erbarmen. Der Gott des Evangeliums kann und tut es. Wie er in sich selbst der Eine ist in der Einheit seines Lebens als Vater, Sohn und Heiliger Geist, so ist er im Verhältnis zu der von ihm verschiedenen Wirklichkeit de iure und de facto frei dazu, nicht neben dem Menschen, aber auch nicht bloss über ihm, sondern bei und mit ihm und vor allem: für ihn Gott zu sein: nicht nur als sein Herr, sondern auch als sein Vater, Bruder und Freund—sein, des Menschen, Gott— …
Evangelische Theologie hat es mit dem Immanuel, Gott mit uns! zu tun.
Karl Barth, Einführung in die evangelische Theologie 6. Auflage 2006 (Theologischer Verlag Zürich), 12-18. Used by permission.
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Übersetzung Challenge
Posted in Blogging, tagged comments, posting, translation on June 11, 2009| 1 Comment »
Anglican Student recently asked (via a comment on my other blog) whether I am still asking people to post their own translation as a “Comment” following the reading selections.
The answer is YES, please post your translation–or give feedback to others who are willing to try.
By the way, it is easier to post a comment than it used to be. When I was new to using WordPress, I think you had to register and have a password. Now you just have to leave your email. I will have to approve you first comment, after that it will be automatic.
Especially if you are studying Theological German to pass an examination and to actually read significant texts in German, the practice should be very helpful. I also think discussing some of the passages would be helpful–it would be a good test of your comprehension level if you can join in the debate.
So, take the plunge, test your translation, post a comment.
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