April 30, 1944 to Eberhard Bethge from Tegel 2 of 7*
Wie gut schiene es mir für uns beide, wenn wir diese Zeit zusammen durchleben und uns gegenseitig beistehen könnten. Aber [es] ist eben wohl “besser”, daß es nicht so ist, sondern daß jeder allein da hindurch muß. Es fällt mir schwer, Dir jetzt in garnichts helfen zu können-als darin, daß ich wirklich jeden Morgen und Abend und beim Lesen der Bibel und auch sonst noch oft am Tage an Dich denke. Um mich brauchst Du Dir bitte wirklich garkeine So<r>gen zu machen; es geht mir unverhältnismäßig gut, und Du würdest Dich wundern, wenn Du mich besuchen kämet. Die Leute hier sagen mir immer wieder, -was mir, wie Du siehst, stark schmeichelt-
daß von mir “eine solche Ruhe ausstrahle” und daß ich “immer so heiter” sei,
-so daß meine gelegentlichen persönlichen gegenteiligen Erfahrungen mit mir selbst wohl auf einer Täuschung beruhen müssen (was ich allerdings durchaus nicht wirklich glaube!).
Dich wundern oder vielleicht sogar Sorgen machen würden Dir höchstens meine theologischen Gedanken mit ihren Konsequenzen, und hierin fehlst Du mir nun wirklich sehr; denn ich wüßte nicht, mit wem ich sonst überhaupt so darüber sprechen könnte, daß es für mich eine Klärung bedeutet.
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die Erfahrung experience die Klärung clarification die Leute people die Ruhe calm, peace die Sorge, (pl) Sorgen care, worry die Täuschung deception, error, illusion * * * ausstrahlen radiate bedeuten mean, signify beistehen stand by beruhen be based on (auf) besuchen visit brauchen need durchleben live through |
fällen fell, make, come to
fehlen to be lacking, missing; fehlst Du mir I miss you kämet (impf subj; cond) if you came * * * allerdings though, certainly, of course beim (bei dem + inf) “while” gegenseitig mutual, reciprocal gelegentlich occasional gegenteilig opposite heiter cheerful hindurch through höchstens at the most, at best um mich for my sake, on my account unverhältnismäßig disproportionately, excessively |
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